Das sichtbare Unsichtbare

Die zweite Generation meiner Bilder zur Thematik Gebärdensprache-Abstraktionen geht einen Schritt weiter als die erste. Konnte man in der ersten Generation noch den Bewegungsfluss der Hände beim Gebärden von Worten, Sätzen oder gar kurzen Texten nachvollziehen und die Inhalte zum Teil „ablesen“, so handelt es sich bei meinen neuesten Bildern nun um absolute Abstraktionen.

Nichts lässt sich mehr mit Bekanntem in Verbindung bringen. Ich vergleiche diese Bilder mit Worten, Sätzen und Texten, die sozusagen in der Luft hängen bleiben. Hörende, die Gehörlose beim Gebärden beobachten, können deren Unterhaltung nicht folgen, solange sie die Gebärdensprache nicht beherrschen. Das heißt, das, was die Hörenden von der Unterhaltung der Gehörlosen verfolgen, bleibt ihnen unverständlich; die Worte verschwinden vor ihren Augen in der Luft, sobald sie gebärdet wurden. Umgekehrt verhält es sich ebenso. Gehörlose, wenn sie die Mundbewegungen der Hörenden beobachten, können deren Worte auch nur dann einigermaßen verstehen, wenn sie das Lippenlesen gelernt haben. Besonders kleine, gehörlose Kinder können die gesprochenen Worte von Hörenden nicht verstehen, auch für sie bleibt das Gesagte der Hörenden in der Luft hängen. All diese unverstandenen, weil in der Luft verschwunden oder verhallte Worte habe ich in meinen neuesten Werken mit meinen Farben und Formen „sichtbar“ gemacht. Ich weiß, das klingt schwer verständlich, aber es drückt in etwa das aus, was ich beim Malen meiner jüngsten Werke empfunden habe.

Dieter Fricke, 2003

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