Mit unsere Muttersprache tauschen wir Informationen aus, erschließen uns die Welt, teilen und anderen mit, schreiben Liebesbriefe und Gedichte Begabtere als wir haben große Litertur geschaffen, die die Jahrhunderte überdauert hat und die uns heute noch tief bewegt und die Macht der Sprache bezeugt.
Dabei ist es ganz unerheblich, ob die Sprache, die wir beherrschen, mit den Ohren oder den Augen verstanden wird, ob es sich also um Laut- oder Gebärdensprachen handelt. Wichtig ist eben nur, dass wir in einer Sprache eine Heimat finden, die unserer Einzigartigkeit und Kreativität Ausdruck verschafft. Für hörende Menschen ist dies naturgemäß eine Lautsprache, für Gehörlose eine Gebärdensprache, die mit ihrer entfalteten Grammatik und mit ihrem reichhaltigen Wortschatz die Welt ebenso erschließt und begreifen lässt wie jede andere Sprache auch und der eine poetische Kraft innewohnt, die ihresgleichen sucht.
Kaum verständlich ist daher die mehr als 100 Jahre andauernde Unterdrückung der Gebärdensprache in Deutschland war, so entschieden Gehörlosenpädagogen auf dem Mailänder Kongress 1880, sollte als Muttersprache und als primäres Kommunikationsmittel der Gehörlosen aus der Schule verbannt werden.
Bildungspolitiker realisierten diesen folgenschweren Beschluss, so dass in den Gehörlosenschulen nur Lautsprache zugelassen wurde. Erst in jüngster Zeit wurden ihnen die Augen geöffnet, aufgrund des Engagements von Gehörlosen, aber auch Sprachwissenschaftlern und Gehörlosenseelsorgern für den Erhalt der Gebärdensprachgemeinschaft und die Entfaltung der Gebärdensprache. Identität, Sprache, Wissen und Kultur sind eng miteinander verwoben. Jetzt besuchen deutsche Gehörlosen mithilfe von Gebärdensprachdolmetschern an Universitäten. Das ist aber nur dann möglich, wenn genügend qualifizierte Dolmetscher zur Verfügung stehen. Gehörlose spielen Theater. Das ist nur dann möglich, wenn ihre Bühnensprache die Deutsche Gebärdensprache ist. In unmittelbarer Nähe studiert das Gehörlosentheater der Katholischen Gehörlosenseelsorge Frankfurt, PAX, unter der Leitung von Pater Amandus Theaterstücke in Gebärdensprache ein. Gottesdienste werden in Gebärdensprache abgehalten. Auch das ist nur möglich, weil die liturgischen Inhalte und die Gebete in Deutsche Gebärdensprache (DGS) übertragen worden sind. Ebenso wie die Gebärdensprache mit den Augen verstanden wird, so werden Bilder visuell aufgenommen. Die Kulturgeschichte kennt viele Kunstwerke gehörloser Maler, einer der berühmtesten ist wohl El Greco. Sie sind in Farb- und Formgebung auf eine besondere Weise intensiv. In ihnen drückt sich die Zerrissenheit, aber auch der Mut und die Hoffnung der Gehörlosen aus, wie in den Arbeiten von Dieter Fricke.
Dieter Fricke, 1991
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